“Ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus – Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau”

„Wenn wir zusammen gehen, gehen uns’re Toten mit“, so heißt es im Arbeiter:innenlied „Brot und Rosen“.

Indem wir am 8. März auf die Straße gehen, stellen wir uns in eine lange und stolze Tradition. In die der Frauen der Pariser Kommune, die die Kanonen der Nationalgarde eroberten. In die Tradition der Frauen von Petrograd, die durch Streiks und Demonstrationen die Februarrevolution auslösten und unserem Kampftag das Datum des 8. März gaben. Und wir stellen uns in die Tradition vieler Frauen, die ihr Leben im antifaschistischen und revolutionären Kampf hingaben.

Unsere Toten, sie alle gehen heute mit uns.

Wir wollen heute besonders an eine dieser Frauen erinnern: Ivana Hoffmann!

Am 7. März 2015, vor 10 Jahren, ist Ivana in Nordostsyrien im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat und für die Befreiung gefallen. Wir wollen euch über Ivanas Leben berichten, damit auch sie durch uns alle heute mit uns gehen kann.

Ivana entstammt einer Arbeiterfamilie und ist in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Als schwarze, lesbische Frau begann sie schon mit 13 Jahren, sich zu organisieren und wurde schließlich Kommunistin. Sie interessierte sich sehr für den kurdischen Freiheitskampf und hatte viele Freund:innen aus der Region. Als der sogenannte IS über die Völker Syriens herfiel und mit Hilfe des NATO-Staats Türkei die Freiheit Nordostsyriens bedrohte, entschied sich Ivana für den Kampf. Nach ihrer militärischen Ausbildung im irakischen Gebirge ging Ivana sofort an die Front und beteiligte sich als Kämpferin der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei der Türkei und Kurdistans am Krieg gegen den IS. Bei der Abwehr eines Angriffs auf das assyrische Dorf Til Nasir wurde Ivana von zwei Kugeln getroffen. Sie ist dort zusammen mit ihrem Genossen Coskun gefallen. Das Dorf wurde verteidigt. Ivana war 19 Jahre alt. Sie war die erste internationalistische Kämpferin und die erste Deutsche, die im Kampf für die Befreiung Nordostsyriens ihr Leben hingab.

Wir wollen aber an Ivana nicht nur als mutige Kämpferin erinnern, denn sie war ein Mensch mit allem, was dazugehört. Aus den Berichten von Ivanas Freund:innen wissen wir, dass sie gern und ansteckend lachte. Ungerechtigkeit machte sie tief traurig oder wütend. Sie spielte Anderen gerne kleine Streiche und hatte eine Schwäche für Schokolade. Ivana sang gern, ob türkische Arabesk-Lieder oder schnulzige deutsche Popsongs. Sie hasste ungerechtfertigte Autoritäten und kritisierte diese, wenn nötig, auch in der revolutionären Armee. Ivana war eine von uns.

Auch deshalb ist die Erinnerung an Ivana ein Aufruf an uns Alle. In uns allen steckt das Potential, Kommunistin und Revolutionärin zu werden. Unsere Bewegung besteht nicht aus Heiligen, sie besteht aus Menschen, die sich gemeinsam auf den Weg machen und sich an jedem einzelnen Tag für den Kampf entscheiden. Der Bruch mit diesem System beginnt nicht in den Bergen Kurdistans. Er beginnt hier in Göttingen, wo es so viele Aufgaben für uns gibt. Jedes Viertel, jeder Betrieb, jede Schule muss zum Kampffeld werden.

Wir rufen heute – im Geist von Ivana – besonders die Frauen und geschlechtlich Unterdrückten, die Jugend und unsere migrantischen Freund:innen und Genoss:innen auf: Schaffen wir die organisierte Kraft, die wir in unserem Kampf brauchen! Lasst uns wie Ivana mutige Schritte gehen. Schließt euch der kommunistischen Bewegung an! Suchen wir gemeinsam den Bruch mit diesem System, das uns nur noch Krieg, Krise und Hoffnungslosigkeit anbietet.

Diesem System, dass uns mit Klimawandel, Aufrüstung und Rechtsruck nur den Tod bringt, müssen wir unseren Kampf für ein selbstbestimmtes, freies und gleichberechtigtes Leben entgegenstellen – den Kampf für den Sozialismus!

Auch Ivana ist nicht losgezogen, um den Tod zu suchen. Nein, sie hat für das Leben gekämpft. Sie schrieb: „Wenn ich zurückkomme, werde ich meine Genossen, mein Umfeld mit dem Kampfgeist und der Willenskraft anstecken, ich werde wie die schönsten Lieder sein […]. „Ich werde eine Guerilla voller Nächstenliebe und Hoffnung sein.“

Liebe Ivana, wie gerne hätten wir dich jetzt bei uns – lachend, Parolen rufend, tanzend. Aber da du nicht hier sein kannst, werden wir für dich lachen, für dich weinen und unsere Parolen so laut rufen, als wärst du mitten unter uns. Und so, Ivana, bist du heute bei uns. Denn wenn wir zusammen gehen, gehen unsere Toten mit.