Der Faschismus ist in Deutschland eine reale Gefahr. Er ist jedoch kein einheitlicher Block, sondern nimmt verschiedene Gestalten an. Die AfD bereitet mit Hetze und finanziellen Mitteln den Nährboden für faschistisches Denken. Andauernd werden rechte Netzwerke in Polizei und Militär aufgedeckt. Gewalttätige Neonazis bedrohen, attackieren und ermorden Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen. Der NSU-Terror hat uns gezeigt, dass sie dabei auf ein breites Netzwerk an Unterstützern zurückgreifen können. In den letzten Jahren findet zudem eine neue Form der Radikalisierung statt, die zunehmend im Internet geschieht: Die Täter der Anschläge von Hanau und Halle waren keine „Einzeltäter“, handelten aber letztlich ohne feste Strukturen. So unterschiedlich die Faschisten auch auftreten mögen, ideologisch sind sie verbunden durch Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, Militarismus und Gewalt.
Diese faschistische Gefahr ist kein Zufall, sondern im Kapitalismus systemisch angelegt. Für die Kapitalistenklasse ist der Faschismus der „Plan B“ in der Krise. In Deutschland haben sich die Kapitalisten schon einmal mit den Faschisten verbündet und der NSDAP an die Macht geholfen. Es folgten Weltkrieg, Holocaust und die fast vollständige Zerstörung Deutschlands und großer Teile Europas. Etwas Vergleichbares kann wieder geschehen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die bürgerliche Demokratie sich „faschisiert“, also ohne eine offizielle Machtbeteiligung der Faschisten deren Politik übernimmt. Ansätze dafür sehen wir in autoritären Polizeigesetzen, einer rassistischen Abschottung und militaristischer Aufrüstung. Das bedeutet: Für das Kapital bleibt der Faschismus als autoritärste Form kapitalistischer Herrschaft eine Alternative zur bürgerlichen Demokratie.
Unser Antifaschismus hat deshalb mehrere Ebenen. Damit sich weniger Menschen von den Lügen und der Hetze der Faschisten einnehmen lassen, braucht es den Aufbau einer kämpferischen Linken. Wir müssen uns mit den Mächtigen anlegen und eine wirkliche Systemopposition bilden, die Lösungen und Orientierung anbieten kann. Die zweite Ebene ist unser politischer Bezug auf den historischen Antifaschismus und die Geschichte der Linken. Während Faschisten und herrschende Politik die gesamte deutsche Vergangenheit zu einer Geschichte der Reaktion und des Krieges machen wollen, bewahren wir die Erinnerung an die fortschrittlichen Kämpfe, die Revolutionen und den antifaschistischen Widerstand. Unsere dritte Ebene ist die im engeren Sinne antifaschistische Praxis. Denn Antifaschismus ist auch heute die Grundlage, um im Angesicht faschistischer Bedrohung, überhaupt linke Politik machen zu können. Als Antifaschist*innen beteiligen wir uns an der Verteidigung der gesellschaftlichen Linken und unserer Klasse sowie aller Betroffenen gegen faschistische Gewalt. Vom Selbstschutz bis zur Massenmobilisierung bleibt praktischer Antifaschismus notwendiger Teil einer linken Gesamtstrategie.